Japan vor dem Sonnenuntergang

sonnenuntergang

 Wer – wie ich – über vier Dekaden hinweg die Börse Tokio intensiv beobachtet, analysiert und kommentiert hat, den kann in Japan kaum mehr etwas überraschen. Kaum eine Aktienbörse hat sich über Jahrzehnte hinweg so extrem zwischen Hausse und Baisse hin und her bewegt wie die Börse in Tokios Finanzdistrikt am Kabutocho. Ähnliches gilt auch für den Yen, den viele Analysten als Weltwährung sehen. Und dies, obwohl die Volkswirtschaft im Land der aufgehenden Sonne zahlreiche ökonomische, ökologische, politische und vor allem demografische Schwächen aufweist. Japan galt noch in den 70er und 80er Jahren als „Wirtschaftswunderland“ . 

 Noch vor wenigen Jahren hatten Experten für Japan „zwei verlorene Dekaden“ beschrieben. Diese Einschätzung hat sich leicht geändert. Auch, weil sie in der Welt große Stücke auf den Ministerpräsidenten Shinzo Abe halten, der vor Wochen durch einen legendären „Handshakes“ mit US-Präsident Donald John Trump für Aufsehen sorgte. Allerdings habe ich generell eine etwas andere Einschätzung zur unkonventionellen – ja, von mir als geradezu unseriös bezeichneten – Fiskal-, Wirtschafts- und Geldpolitik Japans und speziell von Ministerpräsident Abe, dessen Programme als „Abenomics“ beschrieben werden. Ich habe Abes Wirtschaftspolitik seit geraumer Zeit als „Operation am offenen Herzen“ Japans beschrieben. Dazu stehe ich. Das Land zählt als Wirtschaftsriese zu den G7-Industrieländern, doch ist es auch eines der am stärksten verschuldeten Nationen. Der Wohlstand vergangener Dekaden ist nach meiner Einschätzung in keinem Industrieland so sehr durch die Verschuldung des Staates „erborgt“ wie im Lande Nippons.

Dass die meisten Analysten und Ökonomen diesen Fakt gern ignorieren, überrascht mich nicht mehr. Denn auch bei der Analyse anderer Volkswirtschaften spielen Staatsschulden in Ökonomen-Analysen keine große Rolle – jedenfalls wird das Ganze in der öffentlichen Debatte ignoriert. Das war schon immer so, heißt es von angeblichen IQ-Grössen. „In Japan ist die Sache auch deshalb anders zu betrachten, weil die Staatsschulden überwiegend in Händen japanischer Gläubiger liegen“ sagt mir ein Vertreter des eidgenössischen Finanzhauses E.I. Sturdza bei einer Präsentation in Frankfurt. E.I. Sturdza Strategic Management Limited (EISML) wurde im November 1999 gegründet und gehört zur EI Sturdza Financial Group mit Hauptsitz in Genf. Insgesamt verwaltet die Gruppe ca. 10 Mrd. US-Dollar, davon 3 Mrd. in Investmentfonds. …weiterlesen

Category: Aktuell, Meinung
Vorheriger Beitrag
Old Shakehand
Nächster Beitrag
Donald und das Handtuch

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte füllen Sie dieses Feld aus.
Bitte gib eine gültige E-Mail-Adresse ein.
Sie müssen den Bedingungen zustimmen, um fortzufahren.