Das große Heulen der überraschten Jongleure im Finanz-Dschungel ist unüberhörbar. Eine der meistgestellten Fragen: Wie nur konnte es zum Debakel kommen, ohne dass das schleichende Übel zuvor erkannt wurde? Plötzlich hören Menschen wieder zu. Kritische Geister sind nicht länger Verschwörungstheoretiker und Schwarzseher. Selbst Banker – sonst oft unbelehrbar – stellen aktuell nicht nur sich selbst Fragen, sondern auch jenen, die das ganze Chaos kommen sahen. Gute Zeiten also für Querdenker: Endlich werden sie wieder ernstgenommen.
Verwunderlich ist das Verhalten der Börsen-Akteure nicht. Schließlich lassen sie sich am liebsten von jenen beeinflussen, die ihr dünnes Wissen lautschreierisch mit einer „großen Gosche“ kombinieren. Das gilt auch für die Rhetorik-Kings der einstmals großen Politik. Zeit also, Lehren zu ziehen und die Vergangenzeit mit der Gegenwart zu vergleichen. Es ist spannend, wenn Kollegen im TV (vor allen in den US-Medien) gerade während der aktuell hektischen Zeit ihren über viele Quartale gezeigten Optimismus weiter vorleben. Wenn sie ihre Liebe zu Aktien mit leuchtenden Augen offen zeigen und zum Aktien-Kauf raten, sind sie in ihrem Element.
Sie haben ein Problem; denn sie haben über die vergangenen Monate hinweg immer wieder Gründe gefunden, das Propaganda-Horn für Ak- tien ertönen zu lassen. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin ein absoluter Fan der Aktie – seit vielen Dekaden, als die „Jünglinge“ noch nicht wussten, wie das Wort „Aktie“ geschrieben wird. Ich präferiere die Aktie vor allem als Finanzierungsvehikel. Aber ich weiß, dass es auch Zeiten gibt, in denen Aktien im Depot niedriger gewichtet werden sollten. Eigen- kapital (also Aktien) ist besser als Fremdkapital (also Anleihen und Kredite). Die über Dekaden hinweg gemachten Erfahrungen, die im „großen Schulden-Fiasko“ enden, habe ich in meinen Kommentaren seit vielen Quartalen berücksichtigt. Das Problem: Bonds – in früherer Zeit „die“ Alternative zu Aktien – sind für Anleger aktuell uninteressant. Schuld sind die Regierungen, unbedacht agierende Unternehmens-Manager und Notenbanken. Und so habe ich in den vergangenen Monaten an dieser Stelle vor allem auf Bargeld, auf Aktienindex-Puts und auf Edelmetalle gesetzt. …. weiterlesen.